Shabkar

Alles Erscheinende ist offene Weite,
Glückseligkeit und äußerste Freiheit.

Mit freiem und glücklichem Geist
Singe ich dies Lied der Freude.

Schaut man in den eigenen Geist.
– Ursprung aller Wahrnehmung –,
sieht man nur klare Leerheit,
nichts Konkretes, das für real gehalten werden könnte.

Transparente Gegenwart, vollkommen offen,
ohne Außen, ohne Innen,
alles durchdringend,
ohne Grenzen, ohne Richtung.

Die weit offene Dimension der Sicht,
die natürliche Seinsweise des Geistes,
ist wie das All,
keine Mitte, kein Rand, kein Bezugspunkt.

Gelöst und ungezwungen,
alles, was ich erfuhr, so lassend, wie es ist,
habe ich die grenzenlose Ebene
des Absoluten erreicht.

Alles, was ich sehe, alles, was ich höre,
mein eigener Geist, der Himmel,
wird, in der Dimension der Leerheit aufgehend,
die keine Ende und keine Grenze kennt, eins.

Und die Vorstellung,
dass diese Dinge verschieden und getrennt sein könnten,
kommt niemals auf.

Im absoluten Bereich des ursprünglichen Gewahrseins
Verschmelzen alle Dinge zu einem Geschmack.
Aber, relativ gesehen, sind alle Phänomene deutlich
Voneinander zu unterscheiden.
Welch Wunder!

Shabkar

(zit. nach: Matthieu Ricard: Das Licht Tibets, 2001 Verlag, Frankfurt a.M., 1998)